Was macht es denn jetzt schon wieder? - Unser Gehirn


Manchmal möchte man sich schon die Frage stellen: Was tut mein Hirn nun schon wieder? Im Prinzip fragen sich das Hirnforscher den ganzen Tag. Ich würde jetzt ja gerne sagen, dass sie schon kurz vor der Lösung der Frage stehen, aber das ist nicht der Fall. Vielmehr ist es so, dass mit jedem gelösten Problem, jeder geöffneten Tür, duzende neue Hindernisse auftreten. Nichts desto trotz, wissen wir schon recht viel über die Vorgänge in unserem Gehirn.

Lange Zeit ging man davon aus, dass unser Hirn die Umgebung detailgetreu abbildet. Doch das ist nicht der Fall. Unser Hirn ist kein Scanner, der die Umgebung abtastet und abspeichert. Viel mehr ist es permanent auf der Suche nach Mustern. Es sucht nach Mustern und vergleicht diese mit bereits abgespeicherten Mustern. Das können wir uns wie folgt vorstellen: Stellen wir uns vor, wir befinden uns in einem vollkommen leeren Raum. Lediglich wir und ein Stuhl befinden sich darin. Es wird uns nicht sonderlich schwer fallen, den Stuhl als einen solchen zu erkennen. Doch, wie haben wir das gemacht? Wer schon einmal in einem Möbelhaus war, weiß, dass es hunderte, tausende Möglichkeiten gibt, wie ein Stuhl aussehen kann. Unmöglich jeden Stuhl schon einmal gesehen zu haben um ihn dann mit unserem Exemplar zu vergleichen. Es geht auf einem anderen Weg.


Unser Gehirn nimmt den Gegenstand auseinander. Der Stuhl wird als 1 Objekt erkannt und dann in geometrische Formen zerlegt. Vier Zylinder, die an einer waagerechten Fläche hängen. Eine weitere Fläche steht aufrecht auf der Waagerechten. Diese Form erinnert sieht verdammt nach einem Stuhl aus. Ungefähr so können wir uns das ErKENNEN vorstellen.

"Täglich meisterhaft", das könnte der Werbespruch für unser Gehirn sein. Denn es vollbringt täglich unglaubliche Leistungen. Permanent schätzt es Entfernungen und damit Proportionen ab, zerlegt geistig Gegenstände und baut sie wieder zusammen bis sich ein vergleichbares Bild ergibt. So ist es uns möglich eine Vielzahl von Gegenständen korrekt zu erkennen und zu zuordnen. Das geht natürlich nur, wenn wir einen ähnlichen Gegenstand zuvor schon einmal gesehen haben. Denn, .... nun, stellen wir uns vor ein Zeitreisender drückt uns als Geschenk eine metallisch glänzende Kugel in die Hand, mit vier farbigen Knöpfen in die Hand. Was erkennen wir? Natürlich: Eine metallisch glänzende Kugel mit bunten Knöpfen dran. Wir schauen ihn verduzt an. Er würde vielleicht antworten: "Ich weiß, eigentlich hat es fünf Knöpfe und ist oval, aber den hatten sie nicht mehr. Viel Spaß damit!", und reist wieder ab. Und trotzdem haben wir keine Ahnung was das ist. Wir können es herausFINDEN, aber wir können es nicht erKENNEN.

Zeitreisende sind eher die Ausnahme und das ein Fall wie oben eintritt ist eher unwahrscheinlich. Welcher Zeitreisende bringt schon Geschenke mit? Tzz ...
Aber mal ehrlich. Unser Gehirn ist täglich mit dem Erkennen von Objekten beschäftigt. Hin und wieder gelangen wir dabei auch schon mal an die Grenzen unserer Kapazität. Ich sage nur: Reizüberflutung. Weniger das unaufgeräumte Zimmer eines Teenagers, als mehr zum Beispiel eine nächtliche Szene in einer Stadt ist hier damit gemeint.


In der Nacht sind Formen oft nur zu erahnen, Abstände und Proportionen sind schwieriger zu schätzen, farbige, vielleicht auch blinkende, Reklametafeln und bescheinwerferte Autos lenken unsere Konzentration immer wieder auf andere Objekte. Für manche Menschen kommen darum Autofahrten bei Nacht gar nicht in Frage.

Das unsere zentrale Recheneinheit aber auch täglich getäuscht wird, fällt uns oft kaum auf. Denn viele Dinge sind meist eindeutig zu erkennen. Anders bei optischen Täuschungen. Bekannte Beispiele sind zum Beispiel der folgende Würfel.


Zunächst sieht der Betrachter einen Würfel. Unser Hirn hat das Muster: 3 Flächen, die optisch verzerrt wohl im rechten Winkel zueinander stehen, erkannt. Es nimmt also als Wahrheit an: Meine Herren, dies ist ein Würfel. Doch das ist ein Irrtum. Es deutet vieles darauf hin, aber bei genauerer Betrachtung fällt auf, es sind tatsächlich nur drei Flächen die nach "hinten" sogar Tiefe besitzen. Unser Gehirn braucht eine Weile bis das "Bild" des "Würfels" umspringt und plötzlich sieht man die Flächen. Das Hirn hat die "Wahrheit", die "Wirklichkeit" von jetzt auf eben verändert, weil es erKANNT hat, dass es kein Würfel ist. Ein schönes Beispiel, dass nicht alles so ist, wie es aussieht und erst recht nicht auf den ersten Blick. Aber schauen wir uns weitere Bilder an. Im Folgenden Bild sehen wir:


Richtig, 5 Säulen. Was, sie sehen Menschen? Kein Wunder. Natürlich ist ihr Hirn auch darauf aus Artgenossen und mögliche Feinde zu erkennen. Unser Hirn gibt sich lieber der optischen Täuschung hin andere Menschen vor sich zu haben, als im nächsten Moment von einem Feind erschlagen zu werden. Irgendwo ja auch verständlich. Vor allem die "Köpfe" werden sofort von unserem Hirn fehlinterpretiert. Wenn wir das Bild von unten, langsam mit dem Blick nach oben schweifend, betrachten, dann erkennen wir zunächst wirklich Säulen.

Kommen wir zum letzten Bild. Das mein eigentlicher Favorit ist. Jetzt ist es wirklich interessant, was wir als erstes sehen und was als zweites. Also, was sehen wir hier?


Eine Frau? Ja, das war schon gar nicht so falsch. Aber richtig wäre: Zwei Frauen. Eine junge Frau, die den Blick von uns hinweg wendet und eine alte Dame, die nach links unten aus dem Bild hinaus schaut. Interessanterweise erkennen 60 % der Frauen zuerst die alte Frau und 80% der Männer erkennen zuerst die junge Frau. Wer länger auf das Bild geschaut hat, wird bemerkt haben, dass wir zwischen der jungen und der alten Frau hin und her springen. Mal sieht man das eine, mal das andere. Ist es zunächst nur möglich gewesen eines der beiden zu erkennen, können wir jetzt nach belieben den Fokus verändern. Diese Phänomen lässt sich wahrscheinlich durch eine sinkende Aufmerksamkeit erklären. Nachdem man zunächst die junge Frau erkannt hat, sinkt unsere Aufmerksamkeit auf dieses Muster bis auf 0 ab und es ist Platz für eine Neuinterpretation des Bildes. Und schwupps, schon ziehen wir die Möglichkeit in Betracht, dass das ja auch eine alte Frau sein könnte.

Unser Gehirn ist vielleicht einfach zu verwirren, aber es ist flexilber als jede Maschine.



Empfehlung: Ein kurzer Film über die Möglichkeiten unser Gehirn auszutricksen, in dem wir ihm "bekannte" Formen vorgeben, die sich dann zu einem vollkommen anderen Bild entwickeln, gibt es hier. Ist aber NUR FÜR ERWACHSENE!

Bildnachweis:
http://static.sxc.hu/o/ob/obscenity/880737_86187705.jpg
http://static.sxc.hu/s/sa/sachyn/761636_78626214.jpg
http://static.sxc.hu/x/xe/xenin/4589_6508.jpg
http://static.sxc.hu/e/ei/einstein/189908_6413.jpg
http://www.opvis.de/uploads/Vexierbilder/vb_00038.jpg
http://www.optischetaeuschungen-online.de/optischet%E4uschungen/illusionen/kipp_3.jpg
http://static.sxc.hu/x/xe/xenin/4589_6508.jpg



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen