Umfrage: Beim Menschen wird der Speichel, bevor er in die Mundhöhle gelangt ...


Was passiert nun mit dem Speichel, bevor er in den Mundraum entlassen wird? Nun, eine so präzise Frage nach dem Danach implementiert doch, dass es auch ein davor geben muss. Und so ist es auch. Denn, wenn man die ersten Seiten in seinem Buch über die Speichelproduktion liest, ist man sich ziemlich sicher: entsalzt wird der Speichel nicht. Und tatsächlich erzählen die meisten Lehrbücher auch nur die halbe Geschichte. Aber mal ganz von vorn.

Zur Sekretion von Speichel kommt es bei der Vorstellung, beim Anblick, beim Gespräch über, oder beim Verzehr von Nahrung. Dabei werden G-Proteine aktiviert, die über mehrere Zwischenschritte Ca+ Kanäle öffnen. Ca+ strömt nun in das Cytoplasma und verursacht die Verschmelzung von Vesikeln mit der Zellmembran. Die Vesikel tragen Enzyme mit sich, die bei der Verschmelzung mit der Membran in das Lumen der Drüse abgegeben werden. Um die Enzyme in eine leichter Transportierbare Flüssigkeit zu überführen, muss Wasser in das Lumen ausgeschieden werden. Die geschieht indem Cl- aktiv in das Lumen gepumpt wird (siehe nebenstehende Grafik*). Dabei entsteht ein elektrochemischer Gradient, dem das Na+ osmotisch folgt. Die erhöhte Ionenkonzentration im Lumen „zieht“ Wassermoleküle in das Lumen hinter sich her. An diesem Punkt haben wir Kochsalz (Natriumchlorid) in den Speicheldrüsen und man könnte sagen, der Speichel wird angesalzen.

Doch die Geschichte ist hier noch nicht vorbei. Denn bisher haben wir nur den so genannten Primärspeichel. Dieser wird auf seinem Weg durch den Speicheldrüsenkanal zum Sekundärspeichel modifiziert. Dabei werden die Elektrolyte Na+ und Cl- zurück gewonnen. Das Wasser kann den Ionen durch die Wände der Kanäle nicht folgen. So bleibt der Speichel auch weiterhin flüssig.

Die Rückgewinnung der beiden Ionen, bzw. das Recycling des Salzes ist sehr bedeutend. Elektrolyte werden in unserem Körper zur Steuerung der vielfältigsten Vorgänge benötigt. Der Körper muss unbedingt darauf achten, nicht zu viele davon auszuscheiden. Außerdem erhöht dieser Mechanismus die Salzempfindlichkeit. Da wir landbewohnenden Tiere nicht den Luxus besitzen, von Elektrolyten umgeben zu sein (wie im Meer), sind wir auch an ein elektrolytenarmes Leben angepasst. Wir müssen salzhaltige Nahrung erkennen können und vermehrt zu uns nehmen, um zu überleben.

Der Speichel wird also, bevor er in die Mundhöhle gelangt, entsalzen. Immerhin wussten dies 44% der Befragten. Die Mehrheit hat richtig getippt.
Viel Spaß auch bei der kommenden Umfrage.




*Die Grafik stellt, stark vereinfacht, eine Übersicht einer Speicheldrüse dar. Die Zellinternen Signalkaskaden mit Ca und G-Proteinen ist nicht dargestellt. Auch wurde keine Rücksicht auf die Transporter genommen, sondern nur der Nettotransport aufgeführt.


Bildnachweis:
http://www.sxc.hu/browse.phtml?f=download&id=936096 by woodsy

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