Ein Blick in die Vergangenheit - Dendrologie
Jeder hat schon einmal einen frisch gefällten Baum gesehen und erinnert sich, wie der Stammquerschnitt aussieht. Gleich auf den ersten Blick fallen die vielen Ringe (Jahresringe genannt) auf, die nicht nur von Kindern gezählt werden, sondern auch von ausgewachsenen Wissenschaftlern, die mit dieser einfachen Methode das Alter des Baumes ermitteln können. Klickt ruhig auf das Bild rechts, dann seht ihr es vergrößert und könnt auch die Jahresringe zählen.
Wenn die Wissenschaftler aber nicht unbedingt einen Baum fällen wollen, um herauszufinden, wie alt er ist, dann gibt es dafür eine weniger invasive Methode.
Mit einem so genannten Baumbohrer können kleine Löcher in den Baumstamm gebohrt werden, so dass ein kleiner stiftförmiger Zylinder (der Bohrkern) entsteht, der das Innere des Stammes widerspiegelt. Denn auch hier sind diese Ringe wieder deutlich zu erkennen (siehe Foto).
Aber wie entstehen diese Jahresringe überhaupt?
Es ist so, dass die Bäume in unseren Breiten im Verlaufe eines Jahres unterschiedlich schnell wachsen. Im Winter haben die Laubbäume keine Blätter, betreiben demzufolge auch keine Photosynthese, weshalb sie eine Ruhephase in dieser Zeit einlegen. Im Frühjahr darauf, wenn sich die neuen Blätter und neue Blüten entwickeln sollen, bilden die Bäume großlumige und dünnwandige Leitgewebszellen aus, um schnell und effizient viele Nährstoffe von den Wurzel nach oben zur Krone zu bringen, also dahin, wo diese Stoffe zum Aufbau neuer Blätter gebraucht werden. Das lockere Gewebe, was zu dieser Zeit entsteht, wird als Frühholz bezeichnet und ist deutlich heller als das darauffolgende Spätholz. Letzteres ist durch die kleinlumigen, aber dickwandigen Gefäße gekennzeichnet. In dem Spätholz ist ausserdem vermehrt Lignin eingelagert, was vor allem der Stabilisierung dient und was auch die dunklere Farbe ist Gegensatz zum Frühholz ausmacht. Auf dem obigen Foto sind die hellen Abschnitte das Frühholz und jeweils links daneben das zugehörige Spätholz der selben Vegetationsperiode.
Ein Bohrkern enthält aber noch viel mehr Informationen als nur das Alter des jeweiligen Baumes. Er sagt auch darüber aus, wie die allgemeinen Standortbedingungen für die Baumart sind und wie viele gute und wie viele schlechte Jahre in der Vergangenheit waren, das heißt, ob der Baum viel oder wenig an Biomasse in den einzelnen Jahren zugelegt hat. Bei alten Bäume kann also auf diese Art und Weise festgestellt werden, wie das Klima in dieser Region in vergangenen Zeiten war und wie es sich eventuell verändert hat.
Durch Dendrologen können wir also auch Informationen über längst vergangene Zeiten erhalten. Denn nicht nur lebende Bäume, sondern auch konservierte Bäume (in Sümpfen) und sogar verarbeitetes Holz in versunkenen Segelschiffen, enthalten noch viele Informationen über ihr Alter und ihren Entstehungsort.
Bildnachweis.
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