Gift ist nicht gleich Gift

Vielerlei Organismen besitzen besondere chemische Substanzen, die gegen feindliche Angreifer oder auch als Hilfsmittel zum Beutefang dienen sollen. Ob Bakterien, Pilze, Pflanzen oder Tiere, in den verschiedensten Großgruppen sind Vertreter mit den giftigen Substanzen im Einsatz. Dabei wirken sie auch in gewisser Hinsicht für uns Menschen giftig, obwohl die giftstoffproduzierenden Organismen nicht in erster Linie uns abwehren wollen, sondern ihre natürlichen Feinde. Doch auch wir kommen hin und wieder mit den giftigen Substanzen in Kontakt, was zwar in den meistens Fällen harmlos verläuft, aber in anderen auch tödlich enden kann.

Laut dem Arzt und Alchemisten Paracelsus (1493-1541) kann gewissermaßen jeder Stoff ein Gift sein: „Dosis sola Venenum fecit“, übersetzt heißt das: "Allein die Dosis macht das Gift". Das wird einem sehr deutlich, wenn man sich überlegt, dass zum Beispiel Vitamine und Mineralsalze für uns zwar lebensnotwendig sind, aber in zu hohen Dosen auch zum Tod führen können. Dabei hat jeder Organismus seinen eigenen Bereich, ab welcher Menge ein Stoff giftig für ihn wirkt.

Allgemein definieren wir nun Gift als toxisches (giftiges) Gemisch von verschiedenen Naturstoffen, die oberhalb einer bestimmten Dosis eine lebensbedrohliche Wirkung im Organismus hervorrufen. Es gibt außerdem noch die toxischen Reinsubstanzen. Sie werden auch als Toxine bezeichnet.

Der heute bekannte toxischste Naturstoff ist das Botulinustoxin aus dem Bakterium Clostridium botulinum. Es verursacht Lebensmittelvergiftungen vor allem durch das Befallen von Fleischkonserven. Ein kleiner Vergleich soll zeigen, wie giftig das Botulistoxin ist: Einmal Melken einer Cobra bringt soviel Gift um 100 Menschen zu töten, das Botulinustoxin ist mehr als 1.000 mal toxischer als das Cobratoxin...

Ein gutes Beispiel für eine Pflanze, die ihre Samen vor Frass schützt, ist der Wunderbaum Ricinus communis. Die Samen enthalten Ricin, ein äußerst giftiges Proteintoxin. Bei versehentlichem Verzehr kommt es zur Zerstörung von roten Blutkörperchen. Beim Menschen reicht meist (je nach Alter und Verfassung) ein Samenkorn aus, um ihn zu töten.


Jeder kennt den Fliegenpilz mit seinem roten Hut und den weißen Punkten darauf. Er ist bekannterweise giftig, aber der nahe Verwandte grüne Knollenblätterpilz Amanita phalloides hat eine noch giftigere Wirkung. Er enthält das ringförmige Peptid Amanitin.
Beim Verzehr des Knollenblätterpilzes führt das Peptid zu Nieren- sowie Leberversagen und nicht selten schließlich zum Tod, obwohl der Pilz auch gleichzeitig das Gegengift enthält. Dies ist aber in so geringer Konzentration vorhanden, dass es sich letztlich nicht bemerkbar macht.


Auch unsere fleissigen Honigbienen benutzen ein Gift zur Abwehr. Es beinhaltet das Toxin Melittin und bei dem gestochenen Opfer schädigt es die Zellmembranen im Einstichbereich. Die Bienen setzen das Gift nicht zur eigenen Abwehr ein, denn bei einem Stich wird ihr Stachel regelrecht abgerissen und sie sterben deshalb nach kurzer Zeit. Viel mehr wird dadurch ihr eigenes Bienenvolk geschützt, wenn der Angreifer durch den Gifteinsatz abgewehrt werden konnte.

Klar ist es von Vorteil, wenn ein Organismus Gift gegen seine Feinde einsetzen kann, nur bringt die Herstellung auch einen gewissen Kostenaufwand (Kosten in Form von Energie) mit sich. Das heisst, nur wenn der Vorteil vom Gifteinsatz die Kosten für die Herstellung auch deckt, bringt es den Giftstoff produzierenden Organismen insgesamt einen Vorteil.




Bildnachweise:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Castor_beans.jpg
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9b/Paracelsus01.jpg
http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Amanita_phalloides_1.JPG
www.sxc.hu

1 Kommentar:

  1. die Kerne von Ricinus communis kann man gefahrlos schlucken - erst wenn man sie zerbeißt, sind sie giftig ... deshalb Schutz vor Freßfeinden.

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