Umfrage: Wie viele Neurohormone (Hormone, die im Hirn freigesetzt werden) gibt es?

Es ist erstaunlich, dass in unserem Hirn überhaupt Hormone gebildet werden. Normalerweise werden Hormone ja von bestimmten Drüsenzellen, wie den Langerhanschen Inseln in unserem Pankreas, die Insulin freisetzen, gebildet.

Wir wollten bei dieser Fragestellung aber näher unser Gehirn anschauen. Es gibt im Hirn tatsächlich Zellen, die Hormone produzieren. Und ungewöhnlicher- weise sind das Neurone. Diese sitzen im Hypothalamus. Ihre Axone enden in der Hypophyse, wo sie dem stark verzweigten Kapillarnetz aufsitzen.

Genauer gesagt enden die Axone in der Neurohypophyse, in direkter Nachbarschaft mit der Adenohypophyse. Obwohl diese beiden anatomisch unterscheidbaren Teile sehr eng zusammenhängen, sind sie doch verschiedenen embryonalen Ursprungs. Die Adenohypophyse entsteht aus einer Ausstülpung des Gaumens und die Neurohypophyse aus einer Ausstülpung des Gehirns.

Doch zurück zur Frage: Wieviele verschiedenen Hormone werden von den Neuronen in der Neurohypophyse nun genau gebildet? Es sind genau zwei: Adiuretin (=Vasopressin) und Oxytocin. (Im ganzen Körper gibt es dagegen Hunderte Hormone, die die Homöstase des Körpers steuern, doch in der Umfrage, ging es ausschließlich um die Frage nach neuronalen Hormonen)

Diese beiden übernehmen wichtige Aufgaben in unserem Körper. Das Adiuretin (rechts die Strukturformel), oder auch Vasopressin genannt, ist sehr wichtig für den Wasserhaushalt. Es sorgt dafür, dass das Wasser, das dem Dickdarmbrei entzogen und in der Blase eingelagert ist, wieder resorbiert, also zurück in den Körper gebracht wird. Bei einer Primärharnproduktion von etwa 125 ml in der Minute (also 180 Litern pro Tag), leuchtet es ein, dass das Wasser in großen Mengen unbedingt wieder resorbiert werden muss.

Wer schon einmal beobachtet hat, dass der Harndrang nach Alkoholkonsum sehr stark angestiegen ist, der hat körperlich erfahren, was passiert, wenn die Neurohypophyse nicht mehr ausreichend Adiruretin bereitstellt. Wie so viele Nervenzellen, werden auch die der Neurohypophyse durch Alkohol beeinflusst.

Und was macht Oxytocin? Die bekanntesten Wirkungen von Oxytocin (rechts die Strukturformel) sind zum einen die Geburtseinleitung (leitet die Uteruskontraktionen, auch als Wehen bekannt, ein) und zum anderen der Milchausschuß. Das bedeutet, wenn die Mutter ihr Baby auf dem Arm hat um es zu stillen, dann kommen im Hirn zwei Informationen an. Zum einen der visuelle Reiz: mein Kind, und zum anderen der mechanische Reiz: Saugen des Kindes an der Brust. Dies führt zur Freisetzung von Oxytocin, das die Muskeln um Milchzellen zum Kontrahieren bringt, wobei Milch aktiv ausgetrieben wird.

Eine seit nicht all zu langer Zeit bekannte Wirkung hat dem Oxytocin einen neuen Namen beigebracht: Das Beziehungshormon. Anscheinend, wirkt es beziehungsfestigend. Tests haben gezeigt, dass Paare mit erhöhtem Oxytocinspiegel eine vergleichsweise stärkere Bindung zueinander haben, als solche mit niedrigem Spiegel. Wo genau die Auslösestellen dafür liegen, ist noch nicht bekannt, dennoch wird Oxytocin von der Pharmaindustrie bereits künstlich hergestellt. Zum Einsatz kommt es im medizinischen Bereich bei depressiven Menschen und Mauerblümchen, die plötzlich viel schneller mit anderen Menschen in Kontakt kommen als zuvor. Sie scheinen mehr Vertrauen in die Menschen ihrer Umgebung zu haben.

Doch nicht nur die Medizin setzt Oxytocin ein, sondern auch die Parfumindustrie. Ein Spritzer „Flüssiges Vertrauen“ (englisch), soll zum Beispiel ein Vorstellungsgespräch zum vollen Erfolg verhelfen, oder neuen Schwung in die Partnerschaft bringen, so die Werbung. Wer wirklich etwas für seinen Oxytocinhaushalt tun will, der sollte mit seinem Partner einfach mal einen schönen gemeinsamen Ausflug unternehmen oder irgendetwas Ungewöhnliches. Egal was, Hauptsache es macht beiden Spaß und sie erleben es zusammen.



Bildnachweis:
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